Wohl für die meisten Menschen kennzeichnet sich die Lebensmitte durch Umbrüche und Veränderungen, die scheinbar plötzlich in den Alltag einbrechen. So spielen nun Themen eine Rolle, die bislang keine Aufmerksamkeit forderten, jetzt aber mit Macht in den Fokus rücken.
Dazu gehören beispielsweise diese:
– Konflikte mit dem Partner aufgrund einer Midlife-Crisis
– Pflege oder Tod der Eltern
– körperliche Veränderungen (z. B. nachlassende Leistungsfähigkeit)
– Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit
– beruflicher Stress und Jobperspektiven (z. B. Wunsch nach Neuorientierung)
– Elternschaft (z. B. Probleme mit dem Loslassen flügge werdender Kinder)
Die moderne Frau von heute unterliegt nicht mehr den gleichen starren Zwängen wie ihre Geschlechtsgenossinnen noch vor wenigen Generationen. Berufstätigkeit, Partnerwahl und Familienplanung obliegen weitestgehend ihrer Entscheidung. Dennoch gibt es nach wie vor traditionelle Rollenerwartungen an Frauen, die ihnen von klein auf zumindest latent vermittelt werden: Eigenschaften wie Passivität, Einfühlungsvermögen, zurückhaltende Sexualität und jugendliche sexuelle Attraktivität zählen zu den Rollenzuschreibungen, mit denen sich die Angehörigen des weiblichen Geschlechts konfrontiert sehen. Daraus resultiert jedoch die Gefahr, dass Frauen ihren eigenen Bedürfnissen zu wenig Raum geben, um die Erwartungen zu erfüllen und kein Missfallen zu erregen. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass Frauen vermehrt im Bereich der helfenden und heilenden Berufsfelder anzutreffen sind, in denen Empathiefähigkeit gefragt ist. Doch was bedeutet dies nun für die Lebensmitte?
Anders als Frauen weist die Gesellschaft Männern Attribute zu, die Aktivität vermitteln. So wird einem Mann ganz selbstverständlich Dominanz, Durchsetzungsfähigkeit und Unabhängigkeit sowie Gefühlsunterdrückung zugeordnet. Die Angehörigen des männlichen Geschlechts müssen somit ebenfalls mit traditionellen Rollenerwartungen leben, die immer noch Gültigkeit haben. Allerdings ist das alte Rollenbild mit der Frauenbewegung der späten 1960er Jahre ins Wanken geraten, sodass sich allmählich ein Wandel vollzieht, der jedoch noch in vollem Gange ist. Insbesondere das Zulassen und Zeigen von Gefühlen gilt heute nicht mehr als absolut unmännliches Fehlverhalten. Männer, die sich jetzt in der Lebensmitte befinden, stehen unter dem besonderen Druck, ihr altes Rollenverhalten kritisch zu hinterfragen und ihre Identität als Mann in Teilen neu zu definieren.
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